Riesen von Heins

Es gab einmal einen Riesen, der stahl heimlich bei einem anderen Riesen einige Bienenstöcke und machte sich damit aus dem Staub. Der bestohlene Riese merkte dieses, schimpfte fürchterlich und drohte, das werde ich dir heimzahlen. Nur einige Tage zuvor war er im südlichen Teil von Niedersachsen, weil es dort ein felsiges Gebirge, den Harz, gibt. Dort hatte er sich viele Felsstücke abgeschlagen, mit denen er seine Hofstelle einzäunen wollte, weil das in Niedersachsen so üblich ist. Diese Brocken nutzte er nun als Wurfgeschosse, um den Dieb zu treffen.
Doch dieser nahm die Steine und warf sie zurück. Tagelang, so wurde erzählt, wurden Steine nun hin- und hergeworfen. Nach einer Weile sanken beide ermüdet nieder, kam keiner mehr auf die Idee, diese Steine wieder wegzuräumen. Als Menschen danach in dieser Gegend siedelten, fanden sie diese Steinbrocken und in einer Anwandlung von Verniedlichung nannten sie solch einen steinernen Brocken „Findling“.
Der Riese von Groß Heins

Die Erzählung stammt aus der Zeit, als die Bewohner der Örtchen gegenüber dem Verdener Bischof abgabepflichtig waren. Erzählt wird, dass in Groß Heins vor vielen Jahren einmal ein Riese lebte, der eine große Schafherde hielt. Die Schafe gaben Milch, mit der er seine Familie ernährte und Wolle, aus der sich sie Kleidung machten.
Eines Tages, als der Riese wieder seine Schafe melken wollte, gab keine Milch, weil sie zuvor von jemand anderem gemolken wurden. Der Riese forschte, wer ihm die Milch gestohlen hatte, und kam zu dem Ergebnis, dass dieses der Bischof von Verden veranlasst hatte. Darüber war der Riese natürlich sehr verärgert und rief voller Zorn: „Warte nur Bischof, das werde ich dir heimzahlen!“
Es war an einem Sonntag, die Glocken des Verdener Doms, das zum Gottesdienst riefen, waren eben verklungen, da nahm der Riese einen großen Stein und schleuderte ihn in Richtung Verden, um dort den Dom zu treffen. Der sollte einstürzen und den Bischof unter seinen Trümmern begraben. Der Stein war jedoch zu groß und der Schwung reichte nicht aus, um in Verden den Dom zu treffen. So landete der Stein im Lindhooper Waldstück zwischen Verden und Kirchlinteln (nun westlich der Autobahn).
Als in späteren Jahren Ortsnamen festgelegt wurden, bekamen jedes der umliegenden Dörfer einen Zugang zu diesem riesigen Stein. So entstand ein eigenwilliger Grenzschnitt, der es sonst nirgendwo gibt, wie hier an einer Stelle mit den fünf Orten Kirchlinteln, Weitzmühlen, Eitze, Borstel und Scharnhorst.
Der Stein soll so groß gewesen sein, dass ein Schäfer mit seiner Schafherde darauf Platz hatte. Diese sollen sich allabendlich die Schäfer der einzelnen Ortschaften getroffen haben, um Nachrichten auszutauschen, denn Unterstände gab es nicht. Irgendwann kam die Zeit, da gab es keine Schäfer mehr, und der Stein verlor als „Treffpunkt“ seine Bedeutung. Ein Weitzmühlener Einwohner be-richtet, beim Bau neuer Hofstellen wurde nach Fundament-steinen gesucht. Den großen, nun bedeutungslosen, Findling hatte man daher zerschlagen und verbaut. In irgendwelchen alten Weitzmühlener Gebäuden könnten noch Bruchstücke von diesem Stein liegen.